Kastenkrippe   Kastenkrippe von Feldkirchen a. d. Donau

Home


Feldkirchen a.d. Donau
Muehlviertel

Weihnachtskrippe, als Kastenkrippe ausgeführt, mit geschnitzten Figuren aus Holz in Gewändern aus Papier. Sie hat ein Ausmaß von 200x100x130 cm und ist mit J. Simböck 2 1872 signiert.

Zurück

 

Der hl. Franz von Assisi inszenierte im Jahre 1223 ein berühmt gewordenes Krippenspiel in Greccio. Dieses Krippenspiel fand im Laufe der Geschichte viele Nachahmer, die besonders im 16. JH. das Weihnachtsgeschehen in volkstümlicher Form darstellten. Die Jesuiten waren es schließlich, die in der Gegenreformation diese Krippenspiele forcierten. Das führte letztendlich zur figuralen Darstellung des Spieles in Form von Krippen. Für Oberösterreich ist uns erstmals im Jahre 1603 die Aufstellung einer solche Krippe bezeugt, und zwar in der damaligen Jesuitenkirche, der späteren Minoritenkirche, auch Landhauskirche genannt.¹

Seither werden in allen Kirchen Oberösterreichs von Weihnachten bis Maria Lichtmess Krippen aufgestellt. Unsere Weihnachtskrippe ist als Kastenkrippe ausgeführt. Sie hat ein Ausmaß von 200x100x130 cm und ist mit J. Simböck 2 1872 signiert. Der dreistufige Krippenberg, der aus kaschiertem Papier hergestellt ist, zeigt im unteren Teil den Stall, als Zentrum des Geschehens, das Hirtenfeld und die Wege zum Stall, darüber eine orientalische Landschaft und einen bewölkten Himmel.
Zahlreiche Figuren haben Hände, Köpfe und Füße aus Holz geschnitzt. Sie tragen Gewänder ebenfalls aus kaschiertem Papier. Das ist Papier, das in Leimwasser getränkt, zerknittert oder gefaltet und noch feucht behandelt wird. Der Krippenberg wurde mit Moos und Sand bestreut und wie die Gewänder bemalt. Die Figuren stellen Hirten, Handwerker, Mägde und Kinder dar, darunter einen Hirten, der in einer Felshöhle das Geschehen verschläft. Viele Schafe und andere Tiere beleben das Bild.
In einigen Krippen, so wie bei uns, gibt es so genannte Wechselgruppen, die je nach der liturgischen Festzeit durch eine andere Gruppe ersetzt werden. Unsere Krippe hat drei solche Einsätze, die die Anbetung der Hirten, die Anbetung der Könige und die Darstellung des Herrn im Tempel zeigen. Gewechselt wird zugleich der Gloria Engel und der Stern über der Krippe. Besonders prächtig ist die Anbetung der Könige dargestellt. Neben den wohl ausgestatteten Königen mit ihren Gaben finden wir die Dienerschaft, unter anderem eine Mohrengruppe, ein Kamel, Pferde und weitere Tiere.
Vor der Krippe steht ein schweres schmiedeeisernes Gestell, das die Inschrift 18 JR 74 trägt. Krippe und Gestell werden traditionsgemäß zur Weihnachtzeit beim Josefialtar aufgestellt, die übrige Zeit im Beichthaus verwahrt.
Nachdem unsere Krippe durch all die Jahre sehr an Glanz verloren hat, entschloss man sich im Jahre 2008 zu einer Restaurierung. Diese führte Franz Oberhumer aus Pregartsdorf, ein anerkannter Krippenbauer, durch. Nach Sicherung der arg ramponierten Holzkonstruktion, Entfernung des im Laufe der Jahre angesammelten Schmutzes und nicht fachgerechter Einbauten und Übermalungen, wurden fehlende Teile behutsam ergänzt und die gesamte Anlage bemalt. Völlig neu wurde die Beleuchtung des Stalles und des Krippenberges erstellt.
Möge unsere Krippe wie bisher Generationen von Kindern und Erwachsenen erfreuen und aufs Neue den Satz: „Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lukas 2, 7) veranschaulichen.

1 Dietmar Assmann: in Kirchenkrippen im Mühlviertel, Veritas-Verlag, Linz-Wien
2 Julius Simböck, k. k. Lottobeamter aus Linz fertigte auch die für das Mühlviertel typischen Kastenkrippen in Schwarzenberg und in St. Peter am Wimberg.
Peter Bruckmüller, 2008

(Das Vorstellgitter wurde 2009 durch Johann Rechberger, vulgo Nöbauer renoviert.)